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Interview mit einer Geretteten aus Burkina Faso

Hallo ihr Lieben, die gesamte Crew hat heute negative Corona-Ergebnisse bekommen! Da sind wir erleichtert, nachdem 10 unserer Gäste positiv auf Corona getestet wurden. Die nächsten Tage möchte ich dazu nutzen, einige Geschichten und Videos zu teilen, zu denen ich während der Mission nicht gekommen bin. Heute möchte ich ein Interview mit euch teilen, das Joris gemacht hat und in dem eine unserer Gäste über ihre Geschichte spricht. Das ist nicht ohne, was sie erlebt hat, das sage ich vorher lieber dazu. https://www.facebook.com/seaeyeorg/videos/2442508319375894/ Und ier die Geschichte von einer der Libyschen Familien an Bord, falls ihr sie noch nicht auf der Homepage gelesen habt: https://sea-eye.org/man-lebt-in-staendiger-angst/

Alle Geretten in Sicherheit, ein langer Bericht aus der Nachtschicht

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Hallihallo, Wir haben es geschafft! Die letzten Gäste sind eben von Bord gegangen und alle 133 Geretteten sind nun sicher auf europäischem Boden 😍 Endlich! Als Crew bleiben wir jetzt wohl wahrscheinlich noch 2 Wochen zusammen auf der ALAN KURDI. Gestern haben wir zwar einen Corona-Test gemacht aber auch wenn der negativ ausfällt wollen die Italiener uns in Quarantäne schicken. Wir haben jetzt also erstmal Zeit zum Durchatmen und Nachbereiten. Ich melde mich aus meiner Nachtschicht von 4 – 8. Jetzt wo wir im Hafen liegen, brauchen wir durchgehend eine Gangway-Wache. Der Gangway ist die Zugangstreppe zum Schiff. Wir müssen natürlich sicherstellen, dass niemand aufs Schiff kommt, der oder die das nicht soll. In unserem Fall sehr einfach, denn niemand darf aufs Schiff. Außerdem kontrollieren wir regelmäßig, ob die Leinen noch richtig sind und ob sich der Wind gedreht hat. Die 2 Stunden Schlaf, die ich gestern N achmittag hatte, waren wohl die am dringendsten benötigten in meinem Leben

25. September

Ein Tag mit sehr gemischten Gefühlen geht zu Ende. Wir haben heute nicht alle unsere Gäste an Land gehen lassen dürfen, wie es uns gestern versprochen wurde. Um 10 Uhr sind wir in Olbia angekommen und als wir im Hafen angelegt haben, sah es erst danach aus, als können wir bald von Bord gehen. Bis 17 Uhr wurden wir dann aber aus uns nicht wirklich erklärlichen Gründen warten gelassen. Mir ist nicht klar, ob da politische Gründe hintersteckten, um uns zu schikanieren oder ob die hier einfach sehr unorganisiert sind. Da das aber der zivile Katastrophenschutz war, der sich heute um uns gekümmert hat, hoffe ich sehr, dass nicht mal eine wirkliche Katastrophe auf Olbia zukommt.. Da wir erst um 17 Uhr anfangen konnten, die Menschen nacheinander von Bord zu schicken und die Italiener einen Medizincheck und eine Migrationsregistrierung durchgeführt haben, haben sie nur 64 unserer Gäste an Land bringen können. Die restlichen 61 sind noch an Bord. Zum Glück haben wir in den letzten Tagen eine v

Das Warten hat ein Ende!

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  Es gibt eine Lösung! Die ALAN KURDI nimmt gerade Kurs auf Olbia, Sardinien und uns wurde versprochen, dass dort alle unsere Gäste von Bord gehen dürfen. Ein weiterer unnötiger und belastender Standoff endet nun endlich. 80% unserer Gäste werden von Italien auf andere europäische Länder verteilt – ein Teil wird mit Sicherheit auch nach Deutschland kommen, auch wenn ich das noch nicht offiziell gehört habe. Ich bin gespannt, ob ich vllt einige von ihnen nochmal wiedersehe. Ich würde es mir wünschen. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir nun einen Sicheren Ort für unsere Gäste haben. Das sind großartige Neuigkeiten und wir sind alle erleichtert. Wir haben diesen Standoff gut hinbekommen, auch wenn die Situation mit 133 (und jetzt noch 125) Gästen an Bord wirklich nicht einfach war. Ein bisschen Wehmut mischt sich auch schon in die Gefühlswelt, ich werde diese Menschen wirklich vermissen. Wie freundlich und hoffnungsvoll sie nach all ihren Erfahrungen sind, hat mich nachdrücklich berührt

23. September: 4. Tag im Standoff

  Wir sind nun auf dem Weg nach Marseille. Weder Italien noch Malta noch Deutschland sind ihrer Aufgabe, die Rettung zu koordinieren nachgekommen und wir fahren in den nächsten Tagen Richtung Frankreich. https://sea-eye.org/alan-kurdi-setzt-kurs-auf-frankreich/ Die Stimmung an Bord ist ganz gut, aber wird natürlich immer belasteter je länger der Standoff dauert. Wir haben heute Kartenspiele und ein paar andere Spiele ausgeteilt und das kam gut an und hat die Leute beschäftigt. Ich habe auch ein paar Mal Schach spielen können. Was die Geretteten mir in den Interviews, die ich mit ihnen mache, erzählen ist echt bedrückend und erschreckend. Einige haben gesehen, wie Freunde erschossen wurden, andere wurden selber ins Gefängnis gepackt und haben mir Wunden aus den Camps gezeigt. Häufig werden Menschen festgehalten und erpresst, wenn sie oder ihre Familie nichts bezahlen, werden sie erschossen. Die Zustände, die ich aus den Camps höre, lassen mich nicht los und ich versuche vorsicht

22. September: 3. Tag im Standoff

Heute Nacht haben wir alle sehr wenig geschlafen. In den frühen Morgenstunden wurde zwei Familien, ingesamt 8 Personen, von der ALAN KURDI evakuiert, da die Kinder medizinische Betreuung an Land brauchen. Die Evakuierung wurde mitten in der Nacht durchgeführt, sodass wir um 4:30 Uhr all unsere Gäste wecken mussten, um unsere RHIBs zu Wasser zu lassen und die Menschen zu evakuieren. Als das Manöver beendet war, konnten wir direkt mit dem Frühstück beginnen. Danach war es wichtig, die Evakuierungen und unseren weiteren Kurs zu erklären. Da unsere Gäste auf unser Vorder- und Achterdeck aufgeteilt sind, müssen Jonas und ich übrigens jedes Briefing immer doppelt halten. Danach haben wir dann viel mit den Menschen gesprochen und mit einer Karte des Mittelmeers – unser wichtigstes „Werkzeug“ genau erklärt, wo wir sind und wo wir nun hinfahren. Wir sind gerade auf dem Weg Richtung Sizilien und sind durchgehend in Verhandlungen mit verschiedenen Akteuren. Die Abläufe an Bor

21. September: Tag 2 im Standoff

  Unsere Gäste sind nun seit 48 Stunden an Bord. Der heutige Tag war sehr anstrengend für alle. Uns geht es gut und unsere Gäste sind wirklich sehr freundlich und hilfsbereit und sind froh darüber, in Sicherheit auf der ALAN KURDI zu sein. Doch natürlich werden wir sehr viel gefragt, wann sie vom Schiff können. Die Situation an Bord ist wirklich nicht komfortabel mit 153 Menschen (133 Gäste + 20 Crewmitglieder) auf diesem kleinen Schiff. Wir erklären immer wieder, dass wir unser Bestes geben, damit die Menschen von Bord können, doch dass das evtl. dauern kann. Die Menschen an Bord sind wirklich sehr verständnisvoll. Doch je länger der Standoff wird, desto schwieriger wird die Situation werden. Wir lagen heute vor Lampedusa und haben Kontakt mit italienischen, maltesischen und deutschen Behörden. Alle schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu und niemand möchte helfen.. Nun sind wir auf dem Weg Richtung Sizilien. Jonas und ich sind sehr viel an Deck und rede

20. September: Update von der ALAN KURDI

Das Wichtigste zuerst: Unseren 133 Gästen und der Crew geht es gut. Es war für alle ein anstrengender Tag und vieles muss sich im Zusammenleben von 153 Menschen erstmal finden. Es zeigt sich, dass unsere vielen vorherigen Überlegungen wirklich viel bringen, trotzdem muss man natürlich vieles an die Situation anpassen. Die Logistik (Essensausgabe, Deckenverteilung, etc.) hat für den ersten Tag schon sehr gut geklappt. Ab morgen kriegen unsere Gäste für jeden Tag einen festen Tagesablauf. Um 8:30 und 16:30 Uhr gibt es warme Mahlzeiten und mittags außerdem einen kleinen Snack. Jonas und ich werden mind. einmal pro Tag ein Briefing mit den Gästen haben, um ihnen neue Informationen zu geben und das Leben an Bord zu regeln. Die beiden Briefings heute haben gut geklappt. Ich mache die Ansagen auf Englisch, Jonas übersetzt ins Französische und wir haben zwei Gäste, die gut Englisch sprechen und ins Arabische übersetzen können. Dies sind also unsere drei Sprachen an Bord. Ich habe heute sc

19. September: 3 Rettungen an einem Tag, 133 Personen in Sicherheit, Crew und Gäste sind wohlauf

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  W as ein anstrengender aber erfolgreicher Tag. Um 11:40 Uhr wurde ich auf die Brücke gerufen. Keine 10 Minuten später begann schon die Rettung. 90 Menschen waren auf einem wahnsinnig überfüllten Schlauchboot unterwegs und wir konnten sie zum Glück alle sicher an Bord bringen. Eloy hatte das Boot während seiner Wachschicht gesehen. Als die Rettung noch nicht abgeschlossen war, haben wir dann noch ein zweites Boot in Seenot entdeckt und direkt die zweite Rettung durchgeführt, bei der wir 24 Menschen in Sicherheit bringen konnten. Wir waren wirklich gerade rechtzeitig vor Ort, denn die „Libysche Küstenwache“ war schon am Horizont zu sehen und kam max. 5 min nach der Rettung der Menschen an. Den Nachmittag haben wir dann damit verbracht, unsere Gäste an Bord mit Wasser und Tee zu versorgen. Doch gegen Abend kam dann noch ein Notruf rein. Zum Glück waren wir in der Nähe und konnten auch das dritte Boot sicher retten. Mit den 19 Personen, die wir da gerettet haben, haben

15. Eintrag: 17. September

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  Wir sind heute morgen in unserem Suchgebiet ca. 25 Seemeilen von der Libyschen Küste entfernt angekommen, fahren Patrouille und halten nun besonders intensiv Ausschau nach Booten in Seenot. Ich hatte heute zwei Wachschichten. Dafür stehen wir zu zweit auf unserem Topdeck und suchen mit Ferngläsern nach einem bestimmten Muster den Horizont ab. Die erste Schicht hatte ich zum Sonnenaufgang mit Joris, da waren aber leider ein paar Wolken vor der Sonne. Nachmittags hatte ich dann noch eine Schicht mit Richard. In fast 4 Jahren Seenotrettung hat Richard schon viel gesehen und erlebt. Es war sehr spannend mit ihm über Fluchtursachen, Fluchtrouten etc. zu sprechen, er hat schon häufig mit den Geretteten darüber gesprochen wie das alles abläuft. Doch Richard hat dabei auch schon viel erlebt, was man nicht erleben möchte. Später bei unserer gemeinsamen Kochschicht haben wir uns dann über etwas schönere Dinge unterhalten. Wir haben ghanaische Musik gehört und uns über Ghana, Fußba

14. Eintrag: 16. September

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So, nun kann ich euch die letzten Mitglieder unserer Crew vorstellen. Unser Kapitän Joachim, unser Head of Mission Stefan und unser Chief Engineer Simon. Ohne die 3 würde hier gar nichts laufen. Beginnen wir mit der wohl wichtigsten Person an Bord, unserem Kapitän Joachim, mit dem ich gerade die Nachtwache hatte. Joachim lenkt das Schiff und trägt die Verantwortung für die gesamte Mission. Joa chim wohnt mit seiner Frau in Leer/Ostfriesland und ist seit ca. 20 Jahren Seefahrer un d seit 2012 Kapitän auf verschiedenen Handelsschiffen gewesen. Für Sea-Eye ist er auf unserem vorherigen Schiff Sea-Eye schon mehrere Missionen gefahren. Auf der ALAN KURDI ist er mit Pause seit Mai und hat auch die Überfahrt von Palermo in die Werft nach Burriana im Juni gelenkt.   Er steht voll hinter unserer Sache, was sehr viel wert ist. Joachim ist ein entspannter und sehr sympathischer Typ. Er lässt uns bei vielen Dingen freie Hand und ist offen dafür, dass wir uns einbringen. Trotzdem hat er ein

13. Eintrag: 15. September 2020

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Seit heute morgen sind wir in der italienischen SAR-Zone und halten ab jetzt noch genauer und penibler Ausschau. Theoretisch kann uns jederzeit ein Boot in Seenot begegnen auch wenn wir noch sehr nah an Italien und weit von Libyen entfernt sind. Den Morgen haben wir zur Maintenance genutzt, also vor allem für unsere täglichen Aufgaben. Die Zeit wird immer knapper, da nun mehr Personen im Ausguck sind. Ich hab aber noch ein bisschen Zeit gefunden, um euch 3 weitere Personen von Bord vorzustellen. D ie restlichen Crew-Mitglieder versuche ich euch dann morgen vorzustellen. Sobald wir eine Rettung durchführen werde ich kaum noch zum Schreiben kommen, da dann unsere ganze Aufmerksamkeit den Gästen und der Suche nach einem Sicheren Hafen gilt. Da lohnt es sich besonders, die Social Media Kanäle von Sea-Eye zu verfolgen. Jonas habe ich zwar erst auf der Fahrt nach Burriana kennengelernt, doch mit ihm verstehe ich mich schon sehr gut und er ist schon jetzt zu einem Freund geworden, auf den