13. Eintrag: 15. September 2020
Seit
heute morgen sind wir in der italienischen SAR-Zone und halten ab
jetzt noch genauer und penibler Ausschau. Theoretisch kann uns
jederzeit ein Boot in Seenot begegnen auch wenn wir noch sehr nah an
Italien und weit von Libyen entfernt sind.
Den
Morgen haben wir zur Maintenance genutzt, also vor allem für unsere
täglichen Aufgaben. Die Zeit wird immer knapper, da nun mehr
Personen im Ausguck sind.
Ich
hab aber noch ein bisschen Zeit gefunden, um euch 3
weitere Personen von Bord vorzustellen.
Die
restlichen Crew-Mitglieder versuche
ich euch dann morgen vorzustellen.
Sobald wir eine Rettung durchführen werde ich kaum noch zum
Schreiben kommen, da dann unsere ganze Aufmerksamkeit den Gästen und
der Suche nach einem Sicheren Hafen gilt. Da
lohnt es sich besonders, die Social Media Kanäle von Sea-Eye zu
verfolgen.
Jonas habe ich zwar erst auf der Fahrt nach Burriana kennengelernt, doch mit ihm verstehe ich mich schon sehr gut und er ist schon jetzt zu einem Freund geworden, auf den ich mich verlassen kann.
Das ist super, denn nach der Rettung werden wir zusammen die Guest
Communication übernehmen. Das bedeutet, dass wir zwei Mal am Tag ein
Briefing mit den Geretteten machen, ihnen einen Tagesablauf geben und
erklären, dass wir sie in Sicherheit bringen wollen.
Außerdem versuchen wir möglichst viel Zeit an Deck zu verbringen,
um die Gäste kennenzulernen und ihre ersten Ansprechpersonen zu
sein.
Es wird essentiell, dass die Gäste uns vertrauen, dass wir sie nicht
nach Libyen, sondern an einen sicheren Ort bringen. Insbesondere bei
einem langen Standoff vor Italien wird das nicht einfach, das
Vertrauen zu gewinnen und zu halten
Während der Rettung ist Jonas als RHIB-Communicator vorne auf RHIB 2
dabei und nimmt den ersten Kontakt zu den Menschen in Seenot auf. Er
spricht fließend Französisch, was dabei sehr hilfreich sein wird.
Jonas ist 32 Jahre alt, gelernter Rettungssanitäter und
Erlebnispädagoge und hat unter anderem schon in Neuseeland und
Kanada als Kanu-Guide gearbeitet.
Mit Dietmar, einem der freiwilligen Maschinisten, teile ich mir ein Zimmer. Er kommt aus Bayern, arbeitet in der IT-Branche und ist ein sehr umgänglicher und rücksichtsvoller Mensch. Es ist wirklich sehr entspannt und klappt gut, dass ich mir mit ihm das Zimmer teile. Durch unsere teilweise unterschiedlichen Tagesabläufe (Dietmar hat Schicht von 0 – 4 Uhr) gehen wir häufig zu sehr verschiedenen Zeiten schlafen und wecken uns dann evtl. mal gegenseitig auf, das ist aber für keinen von uns ein Problem. Dietmar ist früher eine Zeit lang als Maschinist auf See gewesen und kommt daher vom Fach.
Gerade hat er wieder Nachtschicht und hat mir als er mich noch am PC
gesehen hat noch ein Glas Wasser hingestellt, sehr aufmerksam :)
Sie berichtet in Artikeln, Videos und einem Podcast, den sie zwei Mal pro Woche von Bord aus erstellt von der Mission. Marta ist bei der Zeitung seit mehreren Jahren im Bereich Menschenrechte eingesetzt und verfolgt das Thema Seenotrettung schon länger. Bei der Mission dabei zu sein, ist für sie wie für alle „Neuen“ sehr spannend und bedeutet aber auch sehr viel Arbeit. Häufig sitzt sie bis tief in die Nacht am PC und verfasst ihre Artikel und Berichte. Dabei ist sie immer sehr höflich und fröhlich und versucht den Schiffsalltag möglichst wenig zu stören und sich mit einzubringen.
Das
Wetter und insbesondere sind nochmal deutlich unruhiger geworden, wir
schwanken teilweise bis zu 15° mit dem Schiff in beide Richtungen
hin und her (insgesamt also 30°). Manchen schlägt das schon ein
bisschen auf den Magen, so richtig seekrank ist aber zum Glück
niemand.
Putzen
heute morgen und Aufräumen nach dem Abendessen heute waren aber doch
durchaus herausfordernd, wenn zum Beispiel der Staubsauger ständig
hin und her rollt.
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