21. September: Tag 2 im Standoff

 

Unsere Gäste sind nun seit 48 Stunden an Bord. Der heutige Tag war sehr anstrengend für alle.

Uns geht es gut und unsere Gäste sind wirklich sehr freundlich und hilfsbereit und sind froh darüber, in Sicherheit auf der ALAN KURDI zu sein.

Doch natürlich werden wir sehr viel gefragt, wann sie vom Schiff können. Die Situation an Bord ist wirklich nicht komfortabel mit 153 Menschen (133 Gäste + 20 Crewmitglieder) auf diesem kleinen Schiff.

Wir erklären immer wieder, dass wir unser Bestes geben, damit die Menschen von Bord können, doch dass das evtl. dauern kann. Die Menschen an Bord sind wirklich sehr verständnisvoll. Doch je länger der Standoff wird, desto schwieriger wird die Situation werden.

Wir lagen heute vor Lampedusa und haben Kontakt mit italienischen, maltesischen und deutschen Behörden. Alle schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu und niemand möchte helfen..

Nun sind wir auf dem Weg Richtung Sizilien.

Jonas und ich sind sehr viel an Deck und reden mit den Leuten. Auch wenn unsere Aufgabe sehr viel Arbeit und Verantwortung bedeutet, klappt es bisher gut und es ist schön, so direkt mit unseren Gästen in Kontakt zu kommen.

Wir haben Menschen aus 17 verschiedenen Ländern gerettet. Mit der Crew haben wir insgesamt 22 verschiedene Nationalitäten an Bord. Das bedeutet natürlich einiges an Konfliktpotential aber vor allem bedeutet das auch, dass es viel interkulturellen Austausch gibt und wir viel voneinander lernen können.

Die Geschichten, die ich bisher gehört habe, sind schon wirklich erschreckend und ich habe Respekt davor in den nächsten Tagen mehr mit den Menschen über ihre Erfahrungen zu reden. Doch ich finde es extrem wichtig, zu erfahren, was sie erlebt haben.

Gerade habe ich nicht die Zeit, davon zu berichten, aber bei Gelegenheit werde ich das mit Sicherheit noch tun.

Ich habe schon einige Worte Arabisch gelernt und unsere Freunde aus Ägypten, Libyen und dem Jemen freuen sich über jedes neue Wort, dass wir sprechen.

Mein Französisch ist in 2 Tagen schon deutlich besser geworden und ich denke, dass ich alles ausdrücken kann, was ich möchte, wenn auch mit einem Haufen grammatikalischer Fehler. Schwieriger ist tatsächlich das Verstehen von Fragen von den Gästen, aber auch das kriegen wir Stück für Stück hin. In den Briefings kann zum Glück Jonas den französischen Part übernehmen.

Auf dem Weg nach Sizilien hat es eben angefangen zu regnen und wir mussten einige Planen spannen und befestigen, da es sehr windig ist. Wir geben unser Bestes, dass unsere Gäste geschützt sind, aber da sich alle 133 Personen auf dem Deck der ALAN KURDI aufhalten ist das extrem schwer.

Es bleibt spannend und ich halte euch weiter auf dem Laufenden.

Drückt uns die Daumen, dass wir die Situation an Bord unter Kontrolle halten können und dass wir bald einen Sicheren Hafen für die 133 Menschen finden!

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